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Ironie des Schicksals:

Begriffe wie Identität oder Zugehörigkeit verlieren ausgerechnet in Deutschland ihre Bedeutung - dem Land das die Sachsen vor jeher als ihr Mutterland betrachten. Hier werden sie völlig unerwartet, mit einem andern, gespaltenen oder zumindest vorsichtigen Deutsch sein konfrontiert.

Liebe Leser und Kleinschenker!

Es liegt mir sehr am Herzen Ihnen ein paar Worte zu einem besonderen Anlass zu schreiben. Eine Heimat zu haben und dort in der Gemeinschaft verankert zu sein, zählt zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen. Dies wissen vor allem diejenigen Siebenbürger und Kleinschenker die nach dem zweiten Weltkrieg aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen worden sind und durch Verschleppung zur Zwangsarbeit nach Russland oder von seinem Eigentum enteignet oder vertrieben worden ist. Nach der Nachkriegszeit in Siebenbürgen und am meisten in den Gemeinden und Dörfer Siebenbürgens, waren die verschiedenen Feste, ein besonderer Anlass, um die tiefe Verbundenheit zum Gemeinschaftsleben zu betonen und fest zu halten. Heute sind unsere Siebenbürger Sachsen in alle Himmelsrichtungen verstreut und es gibt sie auch weiterhin die tiefe Verbundenheit mit ihren heimatlichen Wurzeln um die Erinnerung daran wach zu halten. Unsere Vergangenheit begleitet uns täglich denn sie hat uns auf Grund durch verlassen unserer Heimatorte, mit unseren Erfahrungen, Erlebnissen und Erkenntnissen geformt. Wir erinnern uns oft an vergangene Situationen, sprechen von Gestern, von Früher, wir hadern, trauern und sehnen uns nach schönen Erlebnissen. Wir wissen, dass wir - offiziell – nichts an unserer Vergangenheit ändern können dass es nun so geschehen ist. Trotzdem schweifen wir mit unserem Bewusstsein wieder in die Vergangenheit. Die Emotionen und Gefühle die mit Erinnerungen verbunden sind haben und geben uns viel Kraft.
Liebe Leser und liebe Kleinschenker, so ein Erlebnis aus unserer Vergangenheit möchte ich in Ihnen wachrufen. Man schrieb das Jahr 1969, ein Jahr wie jedes andere nicht auszuschließen die Höhen und die Tiefen in unserem Dorfleben in Kleinschenk. Es erfüllen 40. Jahre seid diesem großen Ereignis. Wir alle die zu der Zeit in unserer Heimatgemeinde lebten, durften uns gemeinsam auf das Erlebnis freuen. Sie werden jetzt innehalten und nachdenken. Was war in diesem Jahr 1969? Was war das Besondere? Vielleicht haben Sie es vergessen oder es kommt Ihnen nicht in den Sinn. Ist diese Erinnerung schon verblasst? Nein, sie lebt noch in unseren Herzen und Gedächtnis weiter. Dieses Fest war lange Zeit das Gesprächthema Nr. 1. in unserer Kirchengemeinde. Liebe Leser und liebe Kleinschenker, der Peter und Paulstag 1969 war mit einem großen Fest verbunden. Man hatte schon Monate im Voraus geplant, besprochen, gesucht und festgestellt man müsste dieses Fest nach 20 Jahren Auszeit wieder wachrufen. Mein Großvater Karl Kauffmann Nr. 85, („Karlonkel“, „Notarres“ oder „Herr Notär – Notar“) wie man ihn nannte, war in der Zeit als Kurator in unserer Kirchengemeinde Kleinschenk ehrenamtlich tätig.
Zusammen mit Herrn Pfarrer Gerhard Binder und dem gesamten Presbyterium versuchten sie einen alten Brauch wieder zu beleben. Die Vorbereitungen zu diesem Fest waren auch mit ein paar Schwierigkeiten verbunden. Die Beschaffung der beiden Eichenstämme die schön und grade sein sollten aber nach langer Suche und durchforsten der Kleinschenker Wälder wurden sie mit Hilfe des damaligen Förster gefunden. Sie wurden ins Dorf transportiert wo die Eichenrinde dann von bereitwilligen Männern und Burschen abgeschält wurden um einen glatten Stamm zu erhalten. Ein anders Problem war die Fertigung der Skelette von den Kronen das aus Eisen bestand. Dies erfolgte mit Hilfe von Andreas Schneider Nr. 91. Das Eichenlaub und die vielen Wiesenblumen wurden von den Schulkindern und Jugendlichen gepflückt und zu den Kronen gebracht, wo am nächsten Tage das Binden stattfand. Dies geschah mit Hilfe der Mütter und jungen Frauen der Gemeinde. In der Zeit als die Kronen gebunden wurden hatten die Burschen und junge Männer mit dem Ausheben der Gruben (Löcher) für die beiden Kronen zu tun. Nach Bewältigung dieser Arbeiten wurde die Spannung und die Emotionen immer größer, man fragte sich ob die beiden Kletterer es auch schaffen würden auf die glatten Stämme raufzuklettern? Dieses Fest war ja für viele Kleinschenker eine Sensation und ein jeder wollte sein Bestes geben. Auch wir Jugendliche waren so voller Tatendrang und halfen überrall mit.

Nach Aufstellung der beiden Kronen am Sonntag den 29. Juni 1969, verbunden mit viel Spannung und entgegenfiebern des Festes war es nun so weit. Als ich den Kirchenhof in Kleinschenk betrat, die vielen Jugendliche sah, bot sich mir ein schönes Bild das bis heute fest in meinem Herzen verankert hat. Die Burschen sowie die Mädels waren in den schönen schwarz-weißen Trachten mit den gestickten Schürzen und Samtleibchen erschienen. Welch ein herrliches Bild! Nach Beendigung der Sonntagsandacht war es dann so weit. Die beiden Kletterer Bernhard Kirr Nr. 95 und Hans Schwab Nr. 89. waren so aufgeregt wie auch wir Jugendliche die unter den Kronen tanzten sollten. Aber Gott sei Dank es war geschafft. Ein Fest wurde wieder wachgerufen und mit so vielen Emotionen und Spannungen wurde es ein schönes Fest. Auch der liebe Herrgott hatte mit uns Kleinschenker ein Einsehen. Er beschenkte uns mit einem wunderschönen Sommertag mit vielen Zuschauern von nah und fern sich eingefunden hatten die Sensation am 29. Juni 1969 nicht entgehen zu lassen. Es war für alle Anwesenden ein Anlass zusammenzukommen, sich gemeinsam des ursprünglichen Brauchtums der 20 Jahre nicht mehr gepflegt wurde wieder wach zu rufen. In diesem Jahr erfüllen sich 40. Jahre seid dieses Fest ins Leben gerufen worden war. Wie die Jahre vergehen merkt man erst, wenn man in den alten Familienalben blättert und es sind schon wieder fast 20 Jahre vergangen das dieses Fest in Kleinschenk nicht mehr stattfindet. Im Jahr 1989 wurde das letzte Kronenfest gefeiert vor dem „Großen Exodus“ der Siebenbürger. Ich hoffe liebe Leser und liebe Kleinschenker dass ich Ihnen die Erinnerung an dieses Fest wieder wachgerufen habe. Es sind schöne Erinnerungen und die wollen wir auch weiterhin in unserem Herze behalten, vergessen wir unsere Wurzeln aus Kleinschenk nicht. Weiterhin wollen wir auch die Erinnerung an die „Alte Heimat“ wach halten, wenn auch der Zahn der Zeit an unsrer Geschichte nagt.

In heimatlicher Verbundenheit verbleibe ich mit den guten Wüschen,
Marianne Folberth geb. Kauffmann

„Von einem Ort aufbrechen, auf dem Weg zu einem anderen sein – das ist die Geschichte eines jeden von uns.“
(H. D. Thoreau)



Die Rede von Karl Kauffmann (Nr. 85) am Kronenfest vom 29. Juni 1969.


Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Jugend, liebe Gäste von auswärts!
Mit freudigem Herzen und mit voller Genugtuung können wir heute ausrufen;


„Gott sei Lob und Dank unsere Peter und Pauls – Krone ist wieder erstanden.“
Im Namen des Presbyteriums danke ich in dieser feierlichen Stunde allen aus ganzem Herzen die zur Verwirklichung dieser erhebenden Feier beigetragen haben. Vor allem unserer Jugend und Schulkinder die mit voller Begeisterung an die Arbeit herangegangen sind. Einen herzlichen Dank unseren jungen Frauen die es nicht gescheut haben sich in die Arbeit einzuschalten um die Freude der Kinder zu vergrößern. Es hat wohl Schwierigkeiten gegeben mit der Anschaffung der beiden Eichenstämme. Dem Presbyterium ist es gelungen die Schwierigkeiten zu beseitigen und hat trotzdem sein Ziel erreicht. Einen besonderen Dank gebührt hier für die Fertigstellung der Krone dem Kirchenvater Andreas Theil, den Nachbarvätern Orendi Michael u. Theil Andreas. Ein besonderer Dank aber unserem jungen Nachbar und Mitglied der Gemeindevertretung Andreas Schneider, der die wertvollste Arbeit geleistet hat. Ich kann nicht alle nennen, denn die Reihe wäre zu lang.
Das Gespräch über die Peter und Paulskrone war in den vergangenen Tagen das Hauptthema. Da tauchte immer wieder die Frage auf etwas über den Ursprung dieser Krone zu erfahren und zu sagen. Der Ursprung reicht sehr weit zurück und zwar bis in die Heidenzeit. Damals wurde dieser Tag am 21 Juni gefeiert, am Tage der Sommer Sonnenwende. Ich glaube dieser Brauch hat auch zur körperlichen Ertüchtigung beigetragen. Man muss bedenken das, dass Hinaufklettern nicht eine einfache Sache ist. Mit dem Einzug des Christentums in die deutschen Lande wurde dieser Brauch auch übernommen und wurde als „Kirchliches Fest“ weiter im Leben behalten. Am häufigsten wird sie als Johanniskrone in den meisten Ortschaften unseres Sachsenlandes gefeiert, zum Gedenken an den Geburtstag Johannes des Täufer der auf den 24 Juni fällt. In Kleinschenk wird dies Fest zu Ehren der 2 Apostel, Peter und Paul gefeiert den 29 Juni.
Liebe Festversammlung, wie ich schon erwähnt hatte war das Hauptgespräch des Tages unsere heutige Feier. Es gab ein Dafür und Dagegen der Wiedereinführung des heutigen Festes. Die kirchliche Leitung vertrat hier den Standpunkt, dass die Einführung und Beibehaltung, alter Traditionen, Sitten und Bräuche „Schlingen ein einigendes Band um alle seine Burgen“. Diese Sitten und Bräuche sind der Halt der uns noch enger zusammenschließt und zusammenhält. Sie schärfen dass Zusammengehörigkeits-Gefühl. Dies ist der Zweck der Aufrechterhaltung unserer Sitten und Bräuche. Dass sie diesen Zweck erfüllen bezeugt die Tatsache dass sich heute jung und alt um unsere Krone versammelt hat. Dieses vollzählige Erscheinen bekräftigt dieses Fest das fortbestehen soll. Es wäre zu wünschen dass der Drang für das Weiterbestehen dieses schönen Festes in jedem Herzen wach bleibe damit es fortgepflanzt werde in die Herzen unserer Kinder und Enkelkinder. Sollten wir dies verwirklichen so erfüllen wir ein Vermächtnis unseres sächsischen Dichters, Michael Albert der uns in seinem Gedicht ermahnt:

„Deiner Sprache, deiner Sitte,
Deinen Toten bleibe treu.
Steh in deines Volkes Mitte,
Was sein Schicksal immer sei.“

Gott der Herr möge uns die Kraft und den Mut dazu geben.


Es folgt das Lied „Siebenbürgen Land des Segens.“

Bilder vom Kronenfest aus Kleinschenk


Der Palmsonntag und das Osterfest

Der Palmsonntag war der Sonntag an dem in Kleinschenk die Kinder der achten Klasse
konfirmiert wurden und somit einer der feierlichsten Gottesdienste des Kirchenjahres.

Am Vortag trafen sich die Konfirmanden beim Pfarrer, um für den erteilten Konfirmationsunterricht zu danken. Jeder brachte als Geschenk 10 Eier mit. Im Hinblick auf ihre erste Teilnahme am heiligen Abendmahl, das am Palmsonntag nach dem Gottesdienst stattfand, baten sie den Pfarrer als auch ihre Taufpaten um Verzeihung.Der Palmsonntag war gewissermaßen das Tor zur Karwoche und leitete in die stillen und zur
Besinnung mahnenden Tage über. Schon am Gründonnerstag wurde in allen Häusern Brot und Schar (Hefegebäck) gebacken. Die Häuser und der Hof wurden sauber gemacht. Der Karfreitag war ein Feiertag mit Abendgottesdienst, ein Tag an dem in den meisten Familien gefastet wurde.

Das Osterfest fällt in jedem Jahr auf ein anderes Datum. Der Grund, warum sich der Termin jedes Jahr verschiebt, sind die Mondphasen. So wurde im Jahre 325 auf dem ersten Ökumenischen Konzil in Nikäa in der heutigen Türkei beschlossen, dass dieses Fest zur Auferstehung Christi genau an dem Sonntag stattfinden soll, der auf den ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn folgt.
Das Ei, das heute ein Symbol für die Auferstehung Christi ist, und der Hase haben eine noch längere Geschichte. Schon in vorchristlicher Zeit kam dem Ei bei fast allen Völkern der Erde besondere Bedeutung zu. Es galt allgemein als Sinnbild der Fruchtbarkeit und des neuen Lebens.
Auch die Sitte, Eier zu verzieren und zu verschenken, ist keine neumodische Erfindung.
Schon die Babylonier, Inder und unsere heidnischen Vorfahren beschenkten sich anlässlich ihrer Frühlingsfeste mit bemalten Eiern.
Die Germanen färbten sie beispielsweise rot und gelb. Rot zu Ehren des Donnergottes „Donar", der im ersten Gewitter die Winterriesen vertreiben sollte. Mit gelben Ostereiern wollten sie ihrer Frühlingsgöttin „Ostara" eine Freude machen.
Der Sage zufolge wurde nach ihr auch das Osterfest benannt. Der Hase war das heilige Tier der Ostara, und galt als Fruchtbarkeitssymbol. Dass der Osterhase die Eier in die Nester der Kinder legte, lag vielleicht daran, dass sich die Hasen zur Osterzeit vermehrt um die Dörfer herumtrieben um in Gärten nach Kohlstrünken und vergessenen Rüben zu suchen. So konnte man den Kindern erzählen, dass es die Hasen seien welche die Eier bunt anmalen und verstecken.

In Kleinschenk wurden die gekochten Eier nicht nur mit künstlichen Farben, sondern auch noch mit natürlichen Farben gefärbt. Sehr beliebt war der rotbraune Farbton der gekochten Zwiebelschalen.
Die Eier wurden zusammen mit kleinen Blättern aus dem Garten in Seidenstrümpfe eingebunden und in das kochende Wasser mit den Zwirbelschalen getan. Das ergab ein schönes Muster.Am Samstag holten die Kinder Moos aus dem Wald und bauten sich ihre Nestchen in den Garten. In der Nacht zum Ostersonntag legte der „Osterhase“ seine bunt gefärbten Eier, die Süßigkeiten und das Parfüm Gläschen hinein. In fast allen Häusern gab es an den Osterfeiertagen den Lammbraten mit Kartoffelsalat. Waren die Lämmer jedoch zu klein zum schlachten, gab es einen saftigen Schweinsbraten.
Am Nachmittag des ersten Ostertages gingen die Jungen Gruppenweise zu den Mädchen zum „bespritzen". In der neuern Zeit wurde mit Parfüm bespritzt. Früher gingen die Burschen mit Wasser. So geschah es manchmal das der Trog am Brunnen geleert, und die Brunneneimer entfernt wurden, damit sie kein Wasser mehr fanden. Versteckten sich die Mädchen und wurden dann von den Burschen gefunden, bekamen diese die doppelte Menge Wasser. Verheiratete Männer waren beim bespritzen vorsichtiger. Und bei den Schuljungen, die zu ihresgleichen bespritzen gingen, verlief auch alles friedlicher. Nach einem kurzen Aufenthalt und einem Gläschen Schnaps und etwas Kuchen ging man dann zur Nächsten. Die Schuljungen bekamen statt Schnaps gefärbte Eier. Meistens hatte einer ein Akkordeon oder eine Ziehharmonika dabei dann wurde gesungen und richtig Stimmung gemacht. Das dauerte meistens den ganzen Nachmittag. Am Abend versammelte man sich meist in einem leer stehenden Haus und unterhielt sich je nach Stimmung bis in die Nacht hinein. Am zweiten Ostertag gingen in Kleinschenk die Mädchen „bespritzen“. Und wehe einer hatte am Vortag zu viel Wasser geschüttet, so konnte er von den Mädel’s keine Gnade erwarten.

Guido Frank


Der 1.Mai

Der 1. Mai in Kleinschenk war im wahrsten Sinne des Wortes ein Feiertag. Groß und Klein freuten sich auf den 1. Mai weil überall gefeiert wurde. Schon in der Früh um 6 Uhr kletterten Hans Albert und seine Musikanten auf den gelben Berg (Gielereich) und weckten die Leute mit ihren Klängen. "Der Mai ist gekommen" verkündeten sie, und schmückten ihre Mützen oder Blasinstrumente mit frischem grünem Eichenlaub. Nach dem Ständchen auf dem Berg kehrten sie durch den Garten von Hans Langer wieder ins Dorf zurück. Das erste Ständchen war immer, soweit ich mich erinnern kann, vor dem Haus von Hans Langer. Dieses war ein besonderes Ständchen, denn es galt seiner Tochter, der Erika. Sie hatte das Glück an ihrem Geburtstag immer von der Blasmusik geweckt zu werden. Nach einer kleinen Verstärkung mit warmem Schnaps und Krapfen mussten die Musikanten weiter um im ganzen Dorf den Mai zu verkünden. Sie marschierten von Straße zu Straße, und an jeder Ecke hielten sie an und spielten ihre traditionellen  Mailieder. Immer wieder wurden sie von den Leuten mit einem Gläschen Schnaps und Kuchen bedient. Es gab Stationen die man auf keinen Fall vergessen durfte. Den Pfarrer, den/die Lehrer/-in und den Bürgermeister wenn er aus dem Dorf kam. Hier blieben sie länger als sonst. Sie wurden in den Hof eingeladen wo sie dann auch ein paar Lieder mehr spielten. Während die Bläser bis so um die Mittagszeit durch das Dorf marschierten, bereiteten die Leute ihre Maifeier vor. Überall wurden die Lämmer geschlachtet und das Fleisch wurde für's Mittagessen vorbereitet. Bei den meisten gab es am Mittag die Lammfleischsuppe (Ciorba de miel), und nachher gegrilltes Lammfleisch oder "Ciaon", eine Art Kesselgulasch mit Kartoffelsalat. Gefeiert wurde in mehreren Gruppen. Die Erwachsenen und die Jugend waren in mehrere Kränzchen aufgeteilt, und bei den Schulkindern bildeten mehrere Klassen kleinere Gruppen. Die Kinder feierten meistens bei jemandem zu Hause, damit diejenige Mutter ihnen das Essen machen konnte. Bei schönem Wetter ging man am Nachmittag ins Grüne. Die beliebtesten Orte waren zu meiner Zeit "Die Quelle" oder der gelbe Berg(Gielereich).  Einige fuhren mit den Fahrrädern zum Heilbad nach Rohrbach, nach Voila  zum Bach oder zum Complex nach Simbata. Am Abend, wenn alle wieder zurück waren, wurde weiter gefeiert und getanzt, bis in die Nacht hinein. Ein weiterer Brauch in Kleinschenk, waren die schönen hohen Maibäume (Birken), die die Burschen ihren Freundinnen (Lefkern) in der Nacht zum 1. Mai vor das Haus aufstellten. Nach Verhandlungen mit dem Förster, durften die Burschen die 4-6 m langen Birken am Vortag aus dem Wald holen. Sie fuhren sie in eine leere Scheune wo alle unteren Äste (bis auf die Spitze) abgesägt wurden. Späht in der Nacht fuhren sie dann vor die Häuser der Mädchen, schlugen Löcher, und setzten den Stamm der Birke fest in die Erde. Am nächsten Morgen dann die Überraschung. Nicht alle Mädchen hatten einen Maibaum. Einige waren enttäuscht. Die andern aber, waren froh und stolz auf ihren Baum. Und auch auf ihren Schatz. Es war eine schwere Arbeit. Aber jeder Fleiß hat auch seinen Preis. Als Belohnung organisierten die Mädchen, die einen Maibaum bekommen hatten eine Feier (Das Ausschenken), und luden alle Burschen die beim aufstellen der Maibäume dabei waren zum Ausschenken ein. Nachdem der Maibaum einige Wochen vor dem Haus stand und getrocknet war, durfte der Vater ihn wieder wegräumen. Ein schöner Brauch an den wir uns immer gerne zurückerinnern.  

Guido Frank


Der Verheirateten Ball (Der Froinderden Ball)

Wie in vielen sächsischen Ortschaften, wurde auch in Kleinschenk zur Faschingszeit
zum Verheirateten Ball geladen. Er wurde abwechselnd von den beiden Nachbarschaften
veranstaltet. Ein kurzes Theaterstück wurde in den Monaten vorher schon einstudiert.
Es wurde fleißig geprobt bis zur Generalprobe, die dann am Samstagnachmittag im
Saal (Kulturheim) für die Kinder stattfand. Zwei Tage vorher schon musste der Saal
geheizt werden und dafür gingen die Männer von Haus zu Haus um Holz zu sammeln.
Am Abend als die schon lange vorbestellte Musikband eintraf, spielte sie vor dem Saaleingang das traditionelle Ständchen und lud somit zum Ball ein.
Früher durften nur die verheirateten zu diesem Ball und es war erwünscht in Tracht zu erscheinen. Mit der Zeit dann konnten auch die Jugendlichen aus dem Dorf und noch später durften sogar Verheiratete auch aus andern Ortschaften kommen.
Um 20 Uhr begann die Theatervorstellung. In den zwei kurzen Pausen heizte die Band
mit ihren Klängen die Leute schon auf und bereitete sie auf den Tanz vor. Nach dem Theaterstück wurden die Bänke und Stühle zur Seite gestellt und die Tanzfläche wurde mit fein geriebener Seife oder Leinenkörnern bestreut damit die Schuhe besser rutschen.
Nach ein paar Tanzrunden war es endlich so weit. Alle Trachtenpaare standen aufgestellt und warteten auf den Marsch. Die Tanzfläche wurde frei gemacht und dann kamen sie hereinmarschiert durch die Mitte des Saales, zuerst zu zweit, dann zu viert und dann zu sechst.
Ein herrliches Bild dieser Aufmarsch, der Höhepunkt des Abends.
Nach Mitternacht gab’s Verstärkung für den Magen. Die Tische wurden aufgestellt und jeder konnte sein, von zu Hause mitgebrachtes Essen mit seinen Nachbarn teilen  und genießen.
Meistens gab’s kalten Schweinebraten und Wurst mit frisch gebackenem Kartoffelbrot, Gurken oder Sauerkraut. Der ein oder andere brachte den Topf mit Krautwickerln oder warme Wiener Würsten mit. Für gute Stimmung sorgte der kühle Wein aus unsern Weingärten.
Nach dem Essen wurden einige Tische wieder abgeräumt und mit tanzen und singen ging’s weiter bis in die frühen Morgenstunden.
Am schwersten hatten es die Adjuvanten. Die mussten nämlich am nächsten Tag, am Sonntag um 14 Uhr für dem Maskenball der Kinder spielen. Jede Mutter hatte sich Mühe gegeben dass ihre Kinder die schönsten Masken hatten. Die Väter tauchten meistens später im Saal wieder auf. Aber zu mindest hatte der ein oder andere eine Flasche Wein für die Musikanten dabei. Mit Blasmusik und vielen schönen Masken ging der Kinderball für jung und alt um 20 Uhr zu ende.

Es war jedes Mal ein schönes Ereignis, als Kind, in der Jugendzeit und auch als Adjutant!

Guido Frank

(Liebe Landsleute sollte irgendwas nicht ganz stimmen an dieser Geschichte dann bitte meldet Euch bei mir. Wir können jederzeit etwas löschen oder beifügen. Sollte jemand schöne Farbfotos zu diesem Beitrag haben, bitte meldet Euch. Wir möchten eine Bildergalerie von unserem Dorf erstellen und dafür brauchen wir Eure Fotos und Eure Unterstützung)


Kleinschenker Hefegebäck, die „Schar“





Die „Schar“ verziert - wie sie einst zu Hochzeiten gebacken und zum Pfarrer getragen wurde
- (Foto Hermann Folberth)

 


In Kleinschenk gab und gibt es auch heute noch in den Kleinschenker Haushalten unser typisches Hefegebäck, die sogenannte "Schar", welche zu jedem Anlass, sei es Verlobung, Hochzeit, Taufe, Feiertage oder Geburtstage gebacken wurde. Es ist ein Gebäck, das jedem Besucher oder Gast in Kleinschenk gut mundete. Viele fanden, dass der Name für dieses Hefegebäck nicht passte, da es sehr gut schmeckte. Es wurde mit sehr viel Sorgfalt zubereitet mit auserlesenen Zutaten, die in jedem Haushalt vorhanden waren. Fehlte der beliebte Büffelrahm, wurde sie vom Nachbarn oder von einem Büffelbesitzer bestellt.
Das Kneten und Backen der "Schar" war nicht so eine aufwendige Arbeit wie das Schmieren und Falten des Gebäcks. Sie wurde in rechteckigen Backformen gebacken. Gab es eine Hochzeit, wurde die "Schar" auch in runden Backformen gebacken und am Samstag beim Mittagsläuten von der Braut in Tracht, begleitet von zwei Brautjungfern, zum Pfarrer gebracht.
Mit viel Staubzucker und Blüten wurde sie verziert. Im Winter gab es den grünen Asparagus, der zum Verzieren genommen wurde. Die Stückzahl der gebackenen "Scharen" hing von der Zahl der geladenen Gäste ab. Jeder freute sich, die warme "Schar" mit dem warmen, süß gemachten Schnaps vor der kirchlichen Trauung zu essen.






 

Das original Hefegebäck von Kleinschenk mit dem Namen „Schar“, gebacken von Marianne Folberth im Mai 2006











REZEPT zum selber backen:
1 kg  Mehl
l100–120 g Butte
100-120 g Zucker
1 Kaffeelöffel Salz
Milch nach Bedarf
Hefe
2-3 Eier (kann auch ohne Ei zubereitet werden)


Aus diesen Zutaten wird ein Teig vorbereitet, der abgedeckt und zum Aufgehen (auf das doppelte) gestellt wird. Die Hälfte des Teiges wird nach dem Aufgehen auf dem Nudelbrett ausgewalkt und mit einem Gemisch von zwei gleichen Teilen Butter (Butterschmalz) und Eigelb bestrichen. Sollte in größeren Mengen gebacken werden, wird das ganze Ei genommen.
Zu den gut verrührten Eiern wird die heiße Butter tropfenweise untergerührt, auf den ausgewalkten Teig gestrichen und mit fein gemahlenem Zimt und Zucker bestreut, anschließend zusammengerollt, wieder ausgewalkt und auf ein gefettetes Backblech (30 x 40 cm) gegeben.

Das Ganze nochmals gut gehen lassen, dann mit Rahm, dem man Eidotter zufügt, die Oberfläche bestreichen. Die Backzeit beträgt ungefähr 40 - 50 Minuten, je nach Ofentyp. 1 kg Mehl ergibt zwei "Scharen" bei Backblechgröße von 30 x 40 cm. Die Butter kann durch Öl oder Margarine ersetzt werden.
"Guten Appetit".

Marianne Folberth






TAUFE IN KLEINSCHENK





Das jungvermählte Paar war richtig stolz und glücklich, wenn es in den ersten Monaten nach der Hochzeit bekannt wurde, dass sich Nachwuchs ankündigte. Manch junger Vater wünschte sich als Erstgeborenen einen Jungen als sogenannten „STAMMHALTER“ der Familie, die junge Mutter wünschte sich eine Tochter. Sie solle ihr später  im Haushalt sowie bei Feldarbeiten helfen. Der Sohn solle den elterlichen Hof übernehmen, ihn weiter bewirtschaften oder das Handwerk seines Vaters erlernen und die Werkstatt weiter führen. Nach Monate langen Wartens und Ungewissheit war das Kind da, zur Freude des Vaters oder der Mutter. Nach altem Brauch musste das Kind nach sechs Wochen zur Heiligen Taufe gebracht werden.




Taufpatinen mit Mutter und Kind
(v. links Marianne Folberth, Mutter Inge Dietrich mit Sohn Albert
und rechts Christa Balthes)
im Kirchenhof zu Kleinschenk am 04.04.1983









Um dieses kirchliche Zeremoniell zu begehen, brauchten die jungen Eltern Taufpaten, welche man aus den Reihen der Anverwandtschaft nahm. Der Vater des Kindes begab sich in den ersten Wochen nach der Geburt des Kindes im Kirchengewand während des Nachtglockenläutens am Samstagabend zum Pfarrhof. Der Vater meldete die Taufe des Kindes an. Eine andere Aufgabe des Vaters war auch das „Gevatterbitten“, d. h. Taufzeugen und Taufpaten zu dem festgesetzten Taufgottesdienst einzuladen. Die Zusage der Taufpaten, die nicht abgelehnt werden durfte, hatte große Bedeutung für die Eltern. Es war eine Ehre und Pflicht dem Kinde und den Eltern gegenüber, das christliche Versprechen einzuhalten.

Die Taufe des Kindes vor der Kriegszeit wurde in der Vesper abgehalten, später wurde die Taufe in den Hauptgottesdienst am Sonntag oder am zweiten Tag von Feiertagen (Ostern, Pfingsten) verlegt. Die Taufpaten gingen zum Gottesdienst und die Goden (Taufpatinnen) in festlicher Tracht begaben sich in das Elternhaus des Kindes mit dem Taufgeschenk. Die Geschenke bestanden aus Gegenständen, Kleidung, Schmuck oder Geld, die zusammen mit einer Flasche Wein oder auf einem Teller mit 10 Eiern und einem Stück Butter (250 g) übergeben wurden. Zusammen begab man sich zur Kirche, wartete auf dem Kirchhof sowie unter der Orgelempore, bis die Kirchengemeinde das Tauflied gesungen hatte. Bei der ersten Strophe des Liedes wurde das Taufbecken von einem festgelegten Schuljungen aufgedeckt. Bei der zweiten Strophe traten die Taufpaten hervor, begleiteten das Kind und die Taufpatinnen zum Taufbecken. Das Taufkind wurde von der ältesten Patin zur Taufe getragen sowie über dem Taufbecken gehalten. Die Mutter des Kindes blieb an der Kirchentür stehen, später wurde sie auch zu der Taufe hinzugelassen. Der Vater des Kindes saß auf seinem Platz in der Kirche, um von dort den Verlauf der Taufe zu betrachten. Einige Jahre vor dem Großen Exodus der Kleinschenker durften die Eltern zusammen mit den Taufpaten zum Taufbecken schreiten.












Eltern und Taufpaten in der Kirche

Zum Taufbecken voran schritt der älteste Taufpate. Während der Taufhandlung hielten die Taufpaten ihre Finger (Zeige- und Mittelfinger) der rechten Hand über den Kopf des Kindes, währenddessen der Pfarrer das Kind mit Wasser taufte. Nach der Taufhandlung und der dritten gesungenen Strophe des Taufliedes verließ man das Taufbecken. Beim Hinausgehen aus der Kirche wurde das Kind von der jüngsten Gode hinaus- und heimgetragen. Der jüngste Taufpate hatte dafür Sorge zu tragen, sich dem Kirchendiener (Messner/in) sowie dem Schuljungen für ihre geleisteten Dienste erkenntlich zu zeigen. Es wurden ihnen Geldgaben überreicht.




Taufpaten links und rechts und in der Mitte die Eltern Inge und Karl Dietrich mit Taufkind Albert - (Fotos von Hermann Folberth)












Das Taufkind und Taufpaten (v. links Werner Valecsky (Pate), Marianne Folberth mit Taufkind Albert, Christa Balthes (Patin) und Gerhard Brenner (Pate))












Nach Ablauf des Gottesdienstes standen die Mutter und Goden mit dem Kind im Kirchhof, wo man die Glück- und Segenswünsche der Kirchengemeinde entgegennahm. Hierbei hatte jeder die Gelegenheit, das Kind anzusehen. Anschließend ging die Mutter mit dem Kind in Begleitung der ältesten Gode zum Empfang des Segens. Wenn es nur jugendliche Goden gab, bat man eine verheiratete Frau aus der Verwandtschaft. Diese Prozession nannte man „zur Kirchen gehen“. Es bedeutete, dass die Mutter nun wieder in die Öffentlichkeit und zur Kirche (Gottesdienst) gehen durfte, was nach der Geburt des Kindes nicht erlaubt war, man nannte es „Em Keindbatt“ (Wöchnerin). Bei dem festlichen Taufmahl nahmen alle Taufpaten (Taufzeugen) mit deren Familien, wenn vorhanden, Freunde und Familienangehörige teil.

Marianne Folberth


Wintertraditionen

Schweine schlachten, Wurst machen und auch der große Backtag vor den Feiertagen sind Traditionen die in Siebenbürgen gepflegt wurden. In der Vorweihnachtszeit wird auch heute noch in Siebenbürgen das Schwein geschlachtet und Wurst gemacht. Das "Wurst machen" war eines der wichtigsten und interessantesten Vorgänge bei so einer Schweineschlacht. In der Früh um 6 Uhr klingelte der Wecker. Das Feuer unter dem großen Wasserkessel wurde angezündet damit das Wasser rechtzeitig heiß wurde. Um 7 Uhr kam der Schlachter, der meistens ein Mann aus dem Dorf war, der sich mit dem schlachten auskannte, und dann wurde gemeinsam gefrühstückt. An diesem Tag gab's bei uns zu Hause immer Schmalzbrot (Fatbruit) und einen warmen Schnaps dazu. Nach dem Abstechen ließ man das tote Schwein noch ein paar Minuten liegen damit das Blut alles ausfließt. Dann wurde es in einen Holztrog gelegt und mit heißem Wasser überbrüht. Vier starke Männer drehten das Schwein mit Hilfe von dicken Eisenketten auf alle Seiten, dann nahmen sie kegelförmige Schabglocken (Schallen) zur Hand, um die Borsten abzuschaben. War das Schwein sauber, legte man es auf eine bereitgelegte Strohunterlage, deckte es mit weiterem Stroh ab und zündete es an. War das herrlich! Die Kinder hatten ihren Spaß daran, das Schwein lichterloh brennen zu sehn, und die Erwachsenen konnten sich die Hände schön wärmen, denn meistens war es ja bitter kalt. Nun wurde das abgeflammte Schwein nochmals gründlich mit kaltem Wasser gewaschen, abgebürstet und auf sauberes trockenes Stroh gelegt, wo es dann in zwei Hälften zerlegt wurde. Mit rot gefrorenen Nasen warteten wir auf ein Stückchen Ohr oder Schwänzchen vom braun abgeflammten Schwein. Der Schlachter steckte das Messer in den Nacken des Tieres und bevor er hier weitermachte wurde erstmal eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Der Vater brachte Glühwein und man trank af en däcken Bauchen (dicken Speck) und wünschte, man möge ihn gesund verzehren.


Speck war eben sehr wichtig im Haushalt. Ob am Arbeitsplatz oder auf dem Feld, geräucherter Speck mit Brot und rotem Zwiebel aß jeder Siebenbürger Sachse gern. Während die Männer im Hof beschäftigt waren, mussten die Frauen die Därme für die Wurst vorbereiten. Die noch warmen Därme wurden entleert, gewaschen und dann gekratzt. Mit dem Messerrücken wurde die äußere Haut entfernt, dann wurden die Därme mit Salz eingerieben, gewendet und auf dieser Seite ebenfalls mit Salz gut gerieben. Zum Darm-kratzen wurden immer die Omas gebeten, denn sie konnten es besser als die jungen Frauen und Töchter, die es noch lernen mussten. Das Kleinfleisch zusammen mit ein bisschen Bauchspeck wurde gemahlen und nach Geschmack mit Salz, gemahlenem Pfeffer, süßem Paprikapulver und klein gehacktem Knoblauch gewürzt. Diese Masse wurde dann gut durchgeknetet und in einer Pfanne wurde eine Kostprobe gebraten. War diese in Ordnung konnte mit dem "Wurst machen" begonnen werden. Auch dieses war reine Handarbeit. Früher benutzte man eine einfache Blechspritze dafür, später dann, gab es die moderne "Wurst Maschine". Ein Metallzylinder wurde an die Tischplatte festgeschraubt, das Hackfleisch eingefüllt, und durch leichtes drehen an einer Kurbel wurde dieses in den Darm gepresst. Hier durfte man nicht vergessen mit einer Nadel die Luftbläschen aufzustechen, damit die Luft aus den Därmen entweichen konnte. Die fertige Bratwurst wurde dann über Nacht auf eine Stange in den Keller aufgehängt, damit das Wasser abtropfen konnte. Am nächsten Tag brachte man einen Teil davon zum räuchern in eine Räucherkammer.





 

 

 

 

 

 

 


Bevor es die Gefriertruhen gab, wurde ein Teil vom Fleisch gebraten und zur Konservierung in Einmachgläser
gelegt und mit Fett übergossen. Dies geschah auch mit einem Teil der Bratwurst. Der andere Teil des Fleisches wurde geräuchert. Sehr schmackhaft war die Kochwurst, eine aus grob gemahlenem und gekochtem Fleisch mit Speckschwarte, Zwiebeln und Gewürzen in Dickdarm abgefüllte Wurst. Die Leberwurst wurde aus gekochter Schweineleber, fettem Fleisch, Speck und Zwiebeln zubereitet. Alles zusammen durch den Fleischwolf mit feiner Siebscheibe gedreht, gewürzt und in kleine Gläser oder in Darm gefüllt. Das gab einen schmackhaften Brotaufstrich. Für die Presswurst (Presssack) wurde der Kopf und die Kienbacken gekocht, klein geschnitten und in den gereinigten Magen eingefüllt. Danach noch mal aufgekocht und zwischen zwei Brettern, mit einem Stein beschwert, gepresst. Auch Blutwurst wurde in manchen Häusern hergestellt.




 


 

 
 

Die beiden Speckhälften wurden eingesalzen und mussten etwa vier Wochen im Keller gelagert werden, ehe sie geräuchert wurden. Je nach Bedarf konnte eine Hälfte ungeräuchert bleiben, mit süßem Paprikapulver eingeschmiert, und in die Kammer zum Verzehr aufgehängt werden. Einige Leute ließen ihre geräucherten Speckhälften im Speckturm in der Kirchenburg aufbewahren. Eine besondere Spezialität war der so genannte "Kaiserspeck". Der dünne Bauchspeck wurde kräftig mit Paprika und Knoblauch gewürzt, mit Krautsuppe überbrüht und geräuchert.
Die dünnern Speckteile vom Bauch und das Schmer (Bauchfett) wurden in kleine, etwa 2cm große Würfel geschnitten und zum braten vorbereitet. Wenn noch genügend Zeit war, konnte man das auch noch am gleichen Tag machen. Die Speckwürfel wurden gebraten, leicht ausgepresst und somit entstanden die herrlichen Grieben (Grammeln). Das übrig gebliebene heiße, flüssige Fett wurde in spezielle Emailgefäße (Fattbiss) abgesiebt. Kaltes Fett wurde übers ganze Jahr als Brotaufstrich verwendet, und früher wurde auch damit gekocht.
Trotz der vielen Arbeit, die so ein 200-Kilo-Schwein mit sich brachte, kam es am Abend oft zu einer kleinen Familienfeier. Die Helfer, der Schlachter und noch einige Verwandte waren dabei. Und die Verwandten die nicht dabei waren bekamen am nächsten Tag auch ein bisschen Fleisch und frische Wurst zum kosten. Für uns Kinder war es immer ein tolles Erlebnis.
Wenn nun die frischen Würste in der Kammer hingen, der Speck und das Fleisch zum Einsalzen im Keller lagen und das Sauerkraut in der Bütte gärte, trafen Mutter und Großmutter Vorbereitungen für den großen Backtag. Einen bis zwei Tage vor Heilig Abend wurde der Backofen mit Holz angeheizt. Ich stand voller Bewunderung neben Mutter uns staunte, wie sie die großen Teigberge sicher auf den Herd "schoss". Nach zwei Stunden wurden riesige vier Kilo Brote herausgeholt, die in den nächsten Tagen auf ihren Verzehr warteten. Anschließend wurde Scharr, Hanklich und Nussstriezel gebacken, typisch siebenbürgisches Feiertagsgebäck.










 

 


Natürlich waren wir Kinder an diesem Tag ausnahmsweise nicht beim Schlittenfahren. Wir hielten uns in der Nähe des Backofens auf, oder spielten vor dem Tor auf der Straße. Wir konnten es kaum erwarten, bis die erste Scharr duftend aus dem Ofen gezogen und noch glühend, mit Puderzucker bestreut, an die Herumstehenden verteilt wurde. Es schmeckte wirklich fabelhaft nach frischer Büffelrahm, Eiern und Vanille.

Nun liebe Kleinschenker, solltet Ihr Eure Wurst noch nicht gemacht haben, hier ein Vorschlag wie die "Briotwurscht" in Kleinschenk gemacht wurde und zum Teil noch gemacht wird:

Etwa 80% Schweinefleisch, 20% Schweinespeck, dies durch den Fleischwolf mit mittelgroßer Scheibe treiben. Die Masse wird abgewogen wobei zu einem Kilo Wurstfleisch 25g jodfreies Salz hinzugefügt wird. Die anderen Gewürze: wie fein gehackter Knoblauch, gemahlener Pfeffer, Paprikapulver, werden nach Geschmack beigemischt. Hat man die obengenanten Zutaten zum Fleisch gemengt wird alles gut vermischt und geknetet solange bis die Masse nicht mehr an den Fingern klebt. Nun wird dass Mett anhand von einer Wurstpresse in Dünndärme vom Schwein gepresst. Hier sollte man nicht vergessen die Därme mit einer Nadel anzustechen, damit die Luft entweichen kann. Die Bratwurst kann nun, wie der Name es uns schon sagt, gebraten werden oder sie wird geräuchert und luftgetrocknet für den Rohverzehr aufbewahrt. Viel Spaß und einen guten Appetit!

Sollte jemand schöne Bilder vom Schweineschlachten im Winter haben, bitte schickt mir sie zu, für unsere Bildergalerie. Wir beabsichtigen eine Bilder CD von Kleinschenk zu machen, und dafür brauchen wir Eure schönsten Bilder von zu Hause. Die Originale bekommt Ihr selbstverständlich wieder zurück.

Euer Guido Frank


Die Kleinschenker Schnapsbrennerei

Die Siebenbürger Sachsen essen gerne geräucherten Speck, Brot und je nach Jahreszeit Zwiebeln oder junge Lauchzwiebeln. Dazu wird Schnaps gereicht, der im Siebenbürgischen einfach Pali heißt und aus landestypischen Früchten hergestellt wird.
Die Kleinschenker brannten ihren Schnaps hauptsächlich aus Pflaumen, Äpfel und Birnen. Aber es wurde auch noch aus Traubentrester und aus Weinhefe Schnaps gebrannt. Das reife Obst wurde eingesammelt, zerkleinert und bis zum brennen in großen 400 - 600 Liter Holzfässern aufbewahrt. Zum zerkleinern der Äpfel und Birnen gab es meist selbst gebaute kleine Mahlmaschinen. Bei uns zu hause war es der gute alte Rübenmahler (Rübenmühle).
Die großen Holzfässer wurden schon vorher sauber gewaschen und geschwefelt. War eines undicht wurde es über mehrere Tage mit Wasser durchgeschüttelt damit das Holz von innen aufweicht und die Risse wieder schließt. Notfalls wurden auch noch die äußern Eisenringe festgeklopft. Wenn das Fass sauber und dicht war wurde eine Schwefelstange reingehängt, die für die Entkeimung der Fässer sorgte. Dann wurden die Fässer an einen Platz gestellt wo es übern Winter nicht so kalt war. In den Stall oder in den Keller. Nun wurde das zerkleinerte Obst eingefüllt bis das Fass voll war, dann wurde es geschlossen. Das Obst fing an zu gären und wurde zu Maische (Borhot). Um die Maische in klaren Schnaps umzuwandeln musste man zur Schnapsbrennerei. Die Schnapsbrennsaison in Kleinschenk war von Januar bis März, und im Herbst vor dem neuen Obst, konnte noch einmal gebrannt werden. Ein Termin wurde vereinbart und das Holz wurde vorbereitet. Die nun schweren Holzfässer mussten aus dem Keller raus und zur Schnapsbrennerei gebracht werden. Dies war keine leichte Arbeit. Mit einer Spezialleiter und mit Seilen rollten die zur Hilfe gekommenen Männer die Fässer aus dem Keller und weiter auf einen Pferdewagen oder Traktoranhänger. Um sich die Arbeit zu erleichtern und weil die Holzfässer immer seltener wurden schafften sich die Leute kleinere 140 Liter Fässer aus Kunststoff an. Diese waren wesentlich leichter und auch besser zum transportieren. Die Fässer mit der Maische und das Holz mussten schon vorher in den Hof der Schnapsbrennerei gebracht werden. Hier musste jeder seine Reihe einhalten. Der wo als nächster an der Reihe war wurde früh genug verständigt damit er seine Fässer auf die Rampe vor der Brennerei rollen konnte und das Holz griffbereit machte. Die braune Obstmaische wurde mit Eimern in einen großen Bottich gelehrt, mit Wasser verdünnt, damit sie später nicht anbrennt, und dann wurde der große Kupferkessel gefüllt. Der große Kupferdeckel wurde aufgesetzt und mit Maisbrei alles gut abgedichtet.
Nun konnte dass Schnaps brennen beginnen. Das Feuer unterm Kessel durfte nicht zu stark, aber auch nicht zu schwach sein. Die Maische im Kessel musste dauernd umgerührt werden. Das handliche umrühren wurde später durch ein Rührwerk mit Motor ersetzt. Neben dem Kupferkessel stand ein kleinerer Behälter mit ständig kaltem Wasser gefüllt. In diesem Behälter war ein Kupferrohr in Form einer Spirale eingetaucht dessen Ende unten am Behälter rausschaute. Das andere Ende war mit dem Deckel auf dem Brennkessel verbunden. Damit die Spirale auch immer schön kalt blieb hat man früher große Eisblöcke aus dem Alt geholt, sie zerkleinert, und in den Behälter um die Spirale herum getan. Eine Stunde nach dem aufsetzen des Kessels tropfte schon der erste Schnaps aus der Spirale. Auch, „Otka“ genannt. Wenn keine Maische mehr da war, wurde der Kessel sauber gewaschen und der gesamte Otka wurde noch mal reingeschüttet. Es begann das sogenannte "Litern " auch klären genannt. Die ersten 4-5 Liter, der Vorschuss, wurden getrennt von dem andern aufgehoben da er auch Grünspann enthielt. Er wurde von den ältern Leuten als medizinisches Mittel benutzt zum einreiben bei Gelenkschmerzen. Getestet wurde der Schnaps mit der Feuerprobe. Man schüttete ein bisschen von dem frischen Schnaps auf den heißen Kupferkessel und zündete ihn mit einer Fackel an. Solange der Schnaps noch brannte war er noch gut. Brannte er nur noch schwach oder nicht mehr musste die Maische im Kessel ausgetauscht werden. Und so ging das weiter bis die großen Fässer leer waren. Erschöpft aber zufrieden kehrten die Männer nach meist Stunden langer Arbeit nach Hause. Jeder freute sich, viel Schnaps nach Hause mitzunehmen. Allerdings war dies von der Menge und von der Qualität des Obstes abhängig. Und der Staat bekam auch noch was davon. Von 10 Litern mussten 3 Liter abgegeben werden. Der Schnaps wurde in Kunststoffbehältern, großen Glasflaschen oder kleinern Holzfässern aufbewahrt. Die Schnapsfässer waren aus Maulbeerbaumholz gefertigt. In diesen Fässern bekam der Schnaps eine gelbliche Farbe, und wurde als besonders gut eingestuft.
Die Kleinschenker Schnapsbrennerei besaß zuletzt zwei Kupferkessel die wegen ihrer guten Qualität einen guten Ruf in der Region hatten. Die Brennerei hat nicht immer den gleichen Standort gehabt. So zum Beispiel stand sie ganz früher, vor dem Krieg noch, in der Neugasse auf Hof Nr. 71. Damaliger Besitzer Bertleff Michael (102). Zur gleichen Zeit besaß Kaufmann Andreas(20) einen zweiten Kessel in Kleinschenk der ihn dann auch an Bertleff Michael verkaufte. Danach wechselte sie den Standort auf den Hof von meinem Großvater (72). Als der Kommunismus kam, wurden die Kessel den Kleinschenkern von den Rumänen weggenommen und wurden zum Staatseigentum. Zu Zeiten der LPG (um 1950) brannten die Kleinschenker ihren Schnaps im Saifen auf Hof Nr.31. Nachher kann ich mich noch erinnern war sie im „Latensaifen“ in unmittelbarer Nähe der Viehstallungen. Noch vor der Begradigung des Schenker Baches war sie rechts neben der Weingartenbrücke, und ganz zuletzt im Rübgarten neben dem Haus der Maria Ganea. Die Brennkessel gehörten der damaligen LPG, waren alt und undicht. Im Jahre1976 kaufte Hans Orendi (59) einen neuen Kessel mit einem Volumen von 370 Liter. Teibrich Michael und Schuster Adolf halfen ihm beim einbauen und installieren. Nach ca. 28 Jahren kamen die Brennkessel nun wieder in den Privatbesitz eines Kleinschenkers. 1978 vor seiner Ausreise nach Deutschland verkaufte Hans Orendi die Brennkessel an Schuster Adolf. Der wiederum verkaufte sie dann an einen Rumänen weiter. Die Schnapsbrennerei blieb auch nach dem Verkauf den Kleinschenkern für viele Jahre erhalten. Im Herbst 2006 erreichte mich dann die traurige Nachricht, der große Kessel sei gestohlen, und aus Kleinschenk verschleppt worden. Eine Zeitung soll berichtet haben, dass der Kessel vom eigenen Besitzer gestohlen wurde. Welches der Grund dieser Aktion war werden wir wohl nie erfahren. Ein trauriges Ende einer langen Tradition.

Sollte jemand schöne Farbfotos zu diesem Beitrag haben, bitte meldet Euch.
Guido Frank